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Ermioni ist ein bischen voller als bei den letzten Besuchen. Der Skipper einer ca. 15m weiter entfernt liegenden Yacht führt einen Veitztanz auf seinem Vordeck auf und brüllt wir hätten unseren Anker über seine Kette gelegt. Meine Aufforderungen "to calm down" helfen nichts und ich ignoriere ihn erstmal. Ich weiß, daß ich nicht über seinem Anker liege, es sei denn, seine Kette würde sehr schief verlaufen - dann darf er sich aber auch nicht beschweren.

Noch während die Crew dabei ist, die Achterleinen festzutüdeln, kommt er wütend an unser Heck gestampft und echauffiert sich, warum er sich beruhigen sollte, wenn ich doch über seiner Kette liege. Er wolle am nächsten Morgen früh raus. Ich versuche ihm zu erklären, daß Sioned nicht wie Schiffe mit modernem Unterwasserschiff einfach gerade rückwärts fahren kann sondern dank gemäßigtem Langkiel und ausgeprägtem Radeffekt eine Kurve beschreiben muß bis sie Fahrt aufgenommen hat. Und die Kurve halt über seine Kette führte, der Anker damit aber noch lange nicht über seiner Kette liegt.

Oh wie ich diese tollen Ratschläge von Land immer liebe, doch gerade rückwärts zu fahren... Er beruhigt sich erst, als ich meine Kette dichtnehme und wir beide abwechselnd mit unseren Ketten herumspielen und sich die jeweils andere nicht bewegt.

Ich kapier auch nicht, wie man sich als Griechenlandsegler so sehr über kreuzende Ketten aufregen kann, tatsächliche oder vermutete. Schon Rod Heikel schreibt ja in seinem Führer "Crossed chains are a fact of live - and there is nothing you can do about it". Solange man weiß, wie man das wieder entwirrt ist es meistens kein Problem.

Im Anschluß gibt es an Bord noch einen kleinen Exkurs für meine Crew: Der Kopfschlag, Aufzucht, Hege und Pflege - nachdem Teile der Crew nach einer (offenkundig auch benötigten) Auffrischung verlangten.

Einmal die Halbinsel vom Süd- zum Nordhafen überquert (ca. 200 m) landen wir wieder in der Taverne vom letzten Besuch. Die Bedienung ist diesmal etwas weniger muffelig, aber das Essen immer noch gut.

Als wir am nächsten Morgen losfahren liegt der Schreihals übrigens immer noch an der Pier. Erinnert mich irgendwie an die Päckcheninnenlieger, die immer ganz früh los wollen wink

Bei gutem Wind geht es schnurstraks 55 sm nach Osten nach Kythnios in die Ormos Apokriosi im Norden der Insel, wo wir bei letztem Büchsenlicht den Anker fallen lassen. Die Bucht ist schon recht voll, doch bieter noch genug Platz. Scheinbar nicht für die Yacht, die später noch im Dunkeln hereinkommt, alle ankernden Boote mehrfach umkreist und dann unverrichteter Dinge wieder abzieht - wohin auch immer.

Leider müssen wir für die Weiterfahrt um die Nordspitze der Insel herum ca. 1 Stunde gegen den Meltemi andampfen. Das ist zwar insofern kein Problem als daß Sioned sehr sanft in die Wellen einsetzt. Trotzdem bleibt die Vertikalbeschleunigung. Und die tut den Davits am Heck gar nicht gut. Erst später bemerken wir, daß sich der Backbord Davit deutlich nach unten verbogen hat, so daß bei Kränkung der AB des Dinghies immer wieder ins Wasser eintauchen würde auf dem entsprechenden Bug. Zum Glück können wir in die Finnikas Bucht auf Syros auf Steuerbordbug rutschen.

Dort wird der Davit erstmal demontiert und mit Hilfe der beiden Winschen am Mast, in die er verkeilt werden kann und mit A.'s und meiner Muskelkraft wieder einigermaßen gerade gebogen. Ewig wird das nicht halten, aber für den Moment geht es erst einmal. Wir drehen das Dinghy um, so daß der AB an Steuerbord am unbeschädigten Davit hängt. Aber auch der schwächelt bereits sichtbar.

Von Syros geht es wieder nach Westen nach Sifnos in die Bucht von Livadi. Auch hier findet R. nicht die lange gesuchten grünen griechischen Schwimmschafe (fragt nicht !).

Weiter soll es wieder ostwärts nach Paros gehen, aber der Wind schläft ein, die Crew ist unentschlossen und da es die nächsten Tage wieder kräftig blasen soll spreche ich in Anbetracht der Davit Situation ein Machtwort und ändere den Kurs nach Norden zurück nach Kythnos, wo wir diesmal auf der Ostseite in der Ormos Ay Stefanou den Anker werfen und in der ansonsten wenig besiedelten Bucht eine Taverne auf einer Klippe mit eigenem Dinghy-Treppchen entdecken. Karte gibt es keine, aber das Essen ist umso besser.

Weiter geht es am nächsten Tag nach Kea in eine andere Livadi Bucht. Wir legen an der Pier von Korissia an. Zweimal, da der Anker nicht hält. Der an der Pier wartenden Kassiererin/Hafenaufsich können wir es nicht recht machen. Mal liegen wir zu weit links, mal zu weit rechts, mal zu weit in der Mitte. Irgendwann gibt sie auf zu versuchen ihre sich widersprechenden Wünsche zu artikulieren und zieht mit unserem Baren von dannen um sich neue Opfer zu suchen, die sie verwirren kann.

Von Kea rauschen wir mit dem wieder einsetzen Meltemi von der Seite zum Festland und ankern unterhalb von Ak Sounion. Die Bauruine des Poseidontempels verleitet die Crew dazu, ins Dinghy zu steigen und zu einem Besuch. Es bleibt bei dem Plan. Nach einer Buchtrundfahrt kommen sie wieder zurück. Sie haben sich nirgends an Land getraut.

Weiter geht es in Saronischen Golf nach Aegina. Hier war ich noch nicht, ist aber ein netter Ort mit vielen Gässchen, an den ich sicher nochmal zurückkommen werde.

Von Aegina geht es nach Korfos auf dem Peloponnes. Hier eifern die Tavernenwirte um die Wette und funken die sich nähernden Yachten bereits an, noch bevor sie überhaupt in die Bucht einbiegen. AIS machts möglich. Es gibt hier wohl einen guten und einen schlechte Wirt, vor dem im Captains Mate (einem Berichtssystem für die Mitglieder der britischen Cruising Association - so etwas wie unsere Kreuzerabteilung oder der Kreuzeryachtclub, nur wesentlich rühriger) deutlich gewarnt wird. R. äußert den Wunsch vor dem Essen noch die Gegend zu erkunden und ich setze sie an Land ab, so daß sie weiter ihre grünschen Schwimmschafe suchen kann. Währenddessen fülle ich mit A. und S. unsere Vorräte beim nächsten Supermarkt auf.

Von der Crew wird auch der Wunsch geäußert, mal etwas früher anzukommen, damit man mehr Zeit an Land verbringen kann. Meiner Entgegnung, dann müßten sie auch morgens mal früher aus der Koje krabbeln, so daß wir vor 11 - 12 Uhr loskommen, haben sie wenig entgegenzusetzen. Es bleibt daher beim späten Aufstehen und späten Ankommen...

Während der Nacht "schlafwandelt" Sioned dann etwas:

 

 

Mit einem letzten Stop in der schon bewährten Nerius Bucht vor Poros geht es zurück nach Poros, von wo meine Crew ihre Rückreise antritt. Leider ohne daß R. ihre Schwimmschafe gefunden hat.

Und ich kann mich von dem doch recht anstrengenden Törn erholen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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