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Es gibt einige Dinge, die vertragen sich einfach nicht. Feuer und Wasser, Materie und Antimaterie aber auch Anker und alte (und auch neue) Mooringketten.

Irgendwann erwischt es halt jeden, und heute war dieser Tag. Ich hatte in einer kleinen Bucht auf der Insel Fournoi geankert und wollte noch mal neu ankern, weil ich doch der einen Felswand etwas nahe kam. Also Anker wieder hoch. Die Kette kommt kurzstag und dann geht nichts mehr. Das Vorschiff wird noch ein wenig nach unten gezogen aber der Anker hängt fest. Von oben ist nichts zu erkennen. Der Untergrund sah beim Ankern auch sauber aus.

Die Wassertemperatur war jetzt Anfang Mai zum Glück bereits annehmbar. Also mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet und nachgeschaut. Es leben die Brillengläser in Sehstärke !

Das sorgte für Aufklärung. Die Flunke meines 33kg Rocna Ankers hatte sich unter einem kurzen Tau verhakt, das offenbar zu einer größeren, aufgegebenen Mooringkette gehörte. Von oben war das nicht erkennbar gewesen. Na Klasse ! Und natürlich wenn ich allein an Bord bin.

Für solche Fälle hilft bekanntlich eine Tripleine - allerdings nur wenn, man die vor dem Ankern am Anker befestigt, was ich nicht getan hatte. Das mache ich in der Regel nur wenn vor unreinem Grund gewarnt wird.

Ich habe zwar einen Freediver, mit dem der Anker in 6 Meter Tiefe durchaus in Reichweite lag, aber ich war damit noch nie tiefer als bis zur Kielsohle, also 2 m. Das wollte ich mir daher als Ultima Ratio aufheben. Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten.

Versuch 1

Genau für diesen Fall hatte ich mir vor einiger Zeit bereits dieses Teil gebaut: 

Das sollte in der Theorie an der Kette nach unten gleiten, über den Ankerschaft flutschen und mit der daran befestigten Leine könnte ich den Anker rückwärts mit dem Dinghy unter dem Tau herausziehen. Die Theorie scheiterte jedoch schnell an der Praxis, denn die Aluminium Konstruktion war viel zu leicht und kam nie unten an, geschweige denn, dass sie es über den Schaft schaffte. Ich brauchte etwas schwereres.

 

Versuch 2

Ich borgte mir vom Heckanker dessen Kettenvorlauf aus und legte diesen um die Ankerkette. 

Diese Kette war zwar schwer genug um unten anzukommen, aber sobald darauf Zug ausgeübt wurde, zog sich die Kette zusammen und es rutschte nichts mehr. Irgendwas mußte die Kette offenhalten.

Versuch 3

Aus der Krabbelkiste holte ich ein langes Schlauchstück, das letztes Jahr beim Einbau des Watermakers liegen geblieben war und stülpte es über die Kette:

 

Das sollte eigentlich alle Vorraussetzungen erfüllen. Doch trotz wilder Zugversuche mit dem Dinghy kam der Anker nicht frei, egal ob die Ankerkette kurzstag oder ein paar Meter gefiert war. Vielleicht waren die 6 PS am Dinghy einfach nicht stark genug.

 

Versuch 4

Statt mit dem Dinghy versuchte ich es nun mit den Schiff selber. Ich gab meiner Schlaufe soviel Leine, dass sie unten am Grund auflag, fierte ordentlich Kette und versuchte sowohl in Vorwärts- als auch Rückwärtsfahrt mit der Schaufenleine die den Anker freizuziehen. Indes, immer wieder griff letztlich die Kette und das Schiff kam abrupt zum Stillstand.

 

Versuch 5

Ich steige wieder ins Dinghy um und nehme die Funkfernbedienung der Ankerwinsch mit. Vorher schaue ich mir die Situation unter Wasser nochmal genau an. Die mit dem Schlauch stabilisierte Kettenleine liegt sauber um den Schaft. Die Leine ist jedoch einmal um die Ankerkette gewickelt. Das klariere ich und Versuche es erneut mit Dinghy, vorwärts und rückwärts. Nichts.

 

Versuch 6

Das muß doch klappen ! Auf Serifos habe ich doch auf die gleiche Weise den Anker einer Charteryacht unter der Mooringkette hervorgeholt. Aber Moment ! Damals lag der Anker in der Hafenmitte und wir hatten die Schlaufenleine auf die andere Hafenseite geführt und über meine Genuawinsch dichtgeholt.

Ich gebe der Schlaufenleine maximale Länge. Dreifache Wassertiefe. Wieder ziehe ich mit dem Dinghy. Gleichzeitig fiere ich die Ankerkette mit der Fernbedienung etwas. Braves Teil, ist noch in Reichweite. Und wieder bewahrheitet sich der alte Spruch: Kaum macht man es richtig, funktioniert es. Der Anker kommt hoch. Jetzt nur noch schnell wieder an Bord bevor Sioned an die Felsen klatscht.

Von dieser Bucht die Schnauze gestrichen voll habend, fahre ich knapp 2 sm weiter zur nächsten Bucht und ankere erneut - diesmal mit Tripleine wink.

 

Im Nachhinein hätte es vermutlich schon mit der reinen Schlaufenkette ohne Schlauch geklappt, wenn ich die Lage der Schlaufe vorher kontrolliert und die volle Leinenlänge benutzt hätte. Ich bin mir auch recht sicher, dass das ganze mit den üblichen 2,5 PS Dinghys, die viele Boote fahren, nicht funktioniert. Bei mehr Wind (es waren in der Bucht nur so um die 2 Bft) hätten vermutlich auch meine 6 PS nicht mehr gereicht, weil ich ja auch letztlich etwas gegen der Druck des Schiffes ziehen mußte.

Das ganze wäre klassische Fall für eine Ankerboje gewesen, die man vorher am Anker angebracht hat und mit der man den Anker leicht rückwärts rausziehen kann.

Dennoch bietet eine Ankerboje wesentlich mehr Nachteile (vorallem in einem dichten Ankerfeld) als Vorteile. So würde ich auch in Zukunft eine Ankerboje mit Tripleine nur setzen, wenn ich weiß, dass ich auf unreinem Grund ankere und keine Möglichkeit habe dies zu vermeiden.

 

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